Fabrikanten – Offiziere – Touristen: Die wechselvolle Geschichte der Villa Braus

Von Maximilian Berkel

In einer Seitenstraße zur Parkstraße dem sogenannten Erich-Hoepner-Ring befindet sich die ehemalige Villa Braus. Der Bandwirker-Fabrikant Carl Braus hatte das große Grundstück (ca. 6,4 Hektar) 1907 anlässlich seiner Hochzeit mit Emmy Bredt geschenkt bekommen. Zuvor waren ein Park sowie eine Villa im Stil des Bergischen Barock erbaut worden (1).
Bei dem Gebäude handelt es sich um einen dreigeschossigen Bau mit einem Walmdach mit markant geschwungenen Dachgiebeln, die von kleineren Fenstergauben begleitet werden. Das unterste Geschoss wird von einem imposanten Portal dominiert, dass von Pilastern flankiert wird. Der monumentale Charakter entsteht auch dadurch, dass die Pilaster sich ebenfalls im zweiten Geschoss wiederfinden und dadurch der Eindruck einer sogenannten Kolossalordnung, d.h. einer geschossübergreifenden Architektur, entsteht. Der Aufbau der Fassade der Villa ist streng symmetrisch gehalten, neben dem Eingangsbereich befinden sich jeweils drei Fenster, die wiederrum von einem abschließenden Pilaster eingerahmt werden. Im zweiten Geschoss sind insgesamt acht große Fenster zu finden, wobei zwei Fenster davon den oberen Bereich des Portals ausschmücken.

Vom Eigenheim zum Offizierskasino

In Wuppertal wurden ab Mitte der 1930er Jahre zahlreiche Kasernen errichtet (Freudenberg, Lichtscheid, Parkstraße). In diesen Baubereich lag auch die Villa Braus, die Folge war die Enteignung 1936 und der Umbau des Geländes (bis 1938) zur Generaloberst Hoepner-Kaserne. Die Villa wurde als Offizierskasino genutzt. Vermutlich hat dieser Umstand dazu beigetragen, dass die Villa auch heute noch in einem guten Zustand erhalten geblieben ist, auch wenn beispielsweise der große Springbrunnen vor der Villa zerstört wurde (2).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude vom britischen Militär genutzt, bis dieses 1968 die Bundeswehr übernahm und bis 2003 nutzte.

Übernachtung im historischen Ambiente

2002 erfolgte die Eintragung des Objektes in die Wuppertaler Denkmalliste inklusive der vorgelagerten Freifläche und Wagenauffahrt, da diese charakteristisch für das Gebäude ist.
2012 wurde das Gebäude von der Hotelier-Familie Wilzbach (3) umgebaut, zu einem Hotel mit 13 Zimmern und Suiten und durch einen Neubau mit 30 Zimmern ergänzt. Der Neubau fügt sich harmonisch neben das historische Gebäude, da eine ähnliche Gestaltung (klare und symmetrische Fensterfronten und angelehnte Farbgebung) ausgewählt wurde (4). Die Nutzungsänderung und der Umbau zeigen, wie historische Bausubstanz sinnvoll genutzt und für die Nachwelt erhalten werden kann.

(1) https://www.barmer-anlagen.de/fileadmin/user_upload/news/2020/Villa_Braus.pdf
(2) https://www.wuppertal.de/denkmalliste-online/Detail/Show/14262
(3) Mehr zur Familie: https://www.wz.de/nrw/wuppertal/alles-begann-in-paris-vier-generationen-hotelgeschichte_aid-55799525
(4) Zum Hotel: https://www.parkvilla-wuppertal.de/das-hotel/

Dieser Artikel von Maximilian Berkel erschien am 30. Juni 2021 in der WZ  im Rahmen der Reihe „Denkmal des Monats“ (zusammen mit dem Bergischen Geschichtsverein) und durfte mit freundlicher Genehmigung in unserem Blog veröffentlicht werden. (Foto: Andreas Fischer)